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Harmonie in China

发布者:admin_zdfxy   发布时间:2007年12月06日 00:00   

Kolumne von Prof. Dr. Wolfgang Däubler

Harmonie in China

In Shanghai liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei 78 Jahren. Das ist höher als in der Bundesrepublik. In China ernährt man sich gesünder, viele sieht man morgens bei Taiji-Üungen im Park, Menschen am Arbeitsplatz machen keinen gestressten Eindruck. Eine Insel der Glückseligen? Die chinesische Regierung hat die "harmonische Gesellschaft" als großes Ziel verkündet. Ist man dem in Shanghai schon nahe gekommen?

Es gibt Deutsche, die lieber dort als in der Heimat wohnen. Gleichwohl: Man darf nichts idealisieren. Es gibt auch Bettler in Shanghai, und viele Beschäftigte wissen nicht, ob ihr befristeter Arbeitsvertrag in ein oder zwei Jahren verlängert wird oder nicht. Fährt man 100 km ins Land hinein, trifft man Bauern, die umgerechnet etwa 40 Euro im Monat verdienen. Wer ein Dach über dem Kopf hat und das meiste, was er isst, selbst anbaut, kann damit einigermaßen überleben. Nur: Er darf nicht krank werden. Denn die Bauern sind in der Regel nicht krankenversichert, und die private Behandlung wäre für sie unerschwinglich teuer. Über die Lebenserwartung auf dem Lande -und dort wohnt noch immer die Mehrheit der Bevölkerung - war nichts Genaues in Erfahrung zu bringen.

Die Presse hat das Problem aufgegriffen. "China Daily", eine englisch-sprachige Zeitung, die man auch am Kiosk kaufen kann, findet deutliche Worte. Wenn nicht jeder Mitbürger medizinisch versorgt werde, dann sei das Beschwören der harmonischen Gesellschaft nur "empty talk", nur leeres Geschwätz. Regierung und Partei als potentielle Spruchbeutel? Undenkbar, dass man so etwas zu SED-Zeiten in der Zeitung gelesen hätte.

Das höchste Parteiorgan beschließt einige Wochen später, der Unterschied zwischen reichen Städtern und armer Landbevölkerung müsse in den kommenden Jahren drastisch reduziert werden. Hu Jintao, der Staatspräsident, erklärt öffentlich, der Weg zur harmonischen Gesellschaft sei dem legendären Langen Marsch vergleichbar, mit dem sich Mao im Bürgerkrieg der Umklammerung durch seine Feinde entzog. Am Ende stand der Sieg. Das sei eine Formel der Hoffnung, schrieb China Daily, aber ein Kommentator meinte, nicht alle hätten beim Langen Marsch das Ziel erreicht. Und: Die Herausforderungen und Verführungen für Menschen in hohen Positionen seien heute ganz anderer Art. Im Langen Marsch waren keine Yachten, Privathubschrauber und Dollarkonten zu gewinnen. Ob man dagegen genauso erfolgreich wie gegen Japaner und einheimische Raubritter kämpfen könne?

Ich kann die Frage nicht beantworten. Aber über Perspektiven zu diskutieren ist eine gute Sache. Schön, wenn es das bei uns auch geben würde.

 

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