Austausch
Nur an das Essen muss sich Mi gewoehnen

发布者:admin_zdfxy   发布时间:2008年01月10日 00:00   
Nur an das Essen muss sich Mi gewöhnen
——Frankfurter Rundschau对米健教授的采访(转载)
Nur an das Essen muss sich Mi gewöhnen
Der Gastprofessor vergleicht an der Goethe-Uni das deutsche und das chinesische Rechtssystem
VON SEBASTIAN BIBA
Es ist ein kleines Büro im zweiten Stock des Juridicums der Universität Frankfurt, in dem er seit vergangenem Herbst die meiste Zeit des Tages verbringt. Viel Freizeit hat er nicht. Hin und wieder ein wenig Sport mit Kollegen, meistens aber sitzt er doch vor seinem Computer. Es dauert lange, die Seminare gründlich vorzubereiten. Zudem muss er täglich etliche E-Mails beantworten. Ein grauer Alltag? Nein, die Arbeit macht ihm Spaß. Und immerhin gehört es mit dazu, das Heimatland zu repräsentieren.

Draußen, vor dem Büro, ist ein Namensschild angebracht: Mi Jian steht darauf. Mi Jian ist Chinese und ein viel beschäftigter Mann. Er ist unter anderem Gründer und Direktor des Instituts für deutsch-chinesische Rechtswissenschaft. Zurzeit lehrt er an der Uni Frankfurt auf Einladung von deren Präsidenten Rudolf Steinberg. Dank Frankfurts traditionell guten Kontakten nach China und seinen Standortvorteilen konnte die Universität ein bilaterales Abkommen direkt mit dem chinesischen Erziehungsministerium unterzeichnen. Es ist dies die erste von der chinesischen Regierung finanzierte, permanente Gastprofessur in Deutschland.

Diese Tatsache lässt schon erahnen, dass der 50-Jährige eine Koryphäe auf seinem Gebiet sein muss, das vor allem der deutsch-chinesische Rechtsvergleich ist. Er selbst gibt sich bescheiden. Daran hat auch die Verleihung des Deutsch-Chinesischen Freundschaftspreises 2005 nichts geändert - typisch chinesisches Understatement zeichnet ihn aus.

Vor zwei Jahrzehnten kam der Sohn zweier Eisenbahnbeamter aus der westschinesischen Provinzhauptstadt Lanzhou das erste Mal nach Deutschland - damals für ein Jahr nach Hamburg ans Max-Planck-Institut. In flüssigem Deutsch sagt er: "Die meisten meiner Kollegen wollten nach Amerika, ich hingegen wollte nach Europa. Für mich als Wissenschaftler sind Kultur und Tradition enorm wichtig, Geld verdienen ist zweitrangig - daher die Entscheidung.".

Seither hat es ihn unzählige Male nach Deutschland verschlagen. "Sauber, ruhig und ordentlich", so sein erster Eindruck von dem damals noch fremden Land. Mit einem sympathischen Lächeln betont der stets akkurat gekleidete Mann mehrfach, er fühle sich sehr wohl und sicher hier, die Menschen seien von Anfang an sehr freundlich gewesen. Wenn der Familienvater so spricht, drängt sich nicht im Geringsten das Gefühl auf, es handele sich nur um Floskeln chinesischer Höflichkeit.

Deutschland genießt in China generell hohes Ansehen. Persönlich teilt Mi mit vielen seiner Landsleute die Bewunderung für die deutsche Philosophie und die klassische Musik. "Und dann wären da natürlich noch die deutschen Autos", bemerkt er mit breitem Grinsen auf dem Gesicht. Beruflich ist sein Interesse deutlich: China rezipiert in hohem Maße das deutsche Rechtssystem. "Wenn wir auf diesem Gebiet vorankommen wollen, müssen wir noch abschauen", gesteht er nüchtern.
Mit 18 musste er als Bauer arbeiten

Mi Jian ist seit nunmehr 23 Jahren Professor an der Universität für Recht und Politik in Peking. Dabei hatte es in jungen Jahren nicht gut um die Laufbahn als Akademiker gestanden: Mit 18 packte ihn die Welle der durch China fegenden Kulturrevolution Maos. Wie viele andere Jugendliche wurde auch er zur "Erziehung" aufs Land geschickt: Drei Jahre harte körperliche Arbeit als Bauer folgten. Die Universität lag in weiter Ferne, das gesamte chinesische Bildungssystem war zusammengebrochen. Heute sieht Mi diese Erfahrung positiv: Er habe viel fürs Leben gelernt in jener Zeit.

Ob er damit schon das Kochen meinte? Deutsches Essen ist im Allgemeinen zu schwer für den chinesischen Magen. Mi kocht bei längeren Auslandsaufenthalten des Öfteren gerne selbst, zuhause in seiner Wohnung. Das findet er zudem gemütlicher.

Mi Jian hat Deutschland und den Westen kennen gelernt, ist aber trotz der vielen Zeit im Ausland ganz Chinese geblieben. Vor diesem Hintergrund setzt er sich stets freundlich und beharrlich dafür ein, die Kulturen einander näher zu bringen. Auch künftig wird sich daran kaum etwas ändern.
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